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Von einigen Ausnahmen abgesehen, ist in unserem Buch bisher nur von Männern die Rede. Aber das, was wir gesagt haben, trifft genauso auf Frauen zu. Unsere Aktivitäten in bezug
auf Frauen, die trinken, nehmen zu. Alles deutet darauf hin, daß Frauen ihre Gesundheit genauso leicht wiedererlangen wie Männer, wenn sie unseren Empfehlungen folgen.
Aber bei jedem Mann, der trinkt, sind auch andere betroffen - die Ehefrau, die wegen der nächsten Sauferei vor Angst zittert; die Mutter und der Vater, die zusehen müssen, wie
ihr Sohn langsam verkommt.
Unter uns sind Ehefrauen, Verwandte und Freunde, deren Problem gelöst wurde, ebenso wie einige, die bis jetzt keine glückliche Lösung gefunden haben. Lassen wir die
Ehefrauen von Alkoholiker Anonymus zu den Frauen sprechen, deren Männer trinken. Was sie zu sagen haben, trifft beinahe auf jeden zu, der durch die Bande des Blutes oder der
Zuneigung an einen Alkoholiker gebunden ist.
Als Ehefrauen von Alkoholiker Anonymus möchten wir, daß Sie merken, daß wir Sie verstehen wie kaum ein anderer. Wir wollen hier die Fehler
untersuchen, die wir gemacht haben und Ihnen helfen, sie zu vermeiden. Wir wollen Ihnen das Gefühl vermitteln, daß keine Lage zu schwierig und kein Unglück zu groß
ist, um nicht überwunden zu werden.
Wir sind einen steinigen Weg gegangen; das war kein Fehler. Lange haben wir uns mit verletztem Stolz, Frustration, Selbstmitleid, Mißverständnis und Angst abgegeben. Das sind
keine angenehmen Begleiter. Wir ließen uns zu sentimentaler Zuneigung und zu bitterem Groll verleiten. Wir fielen von einem Extrem ins andere und hofften immer, daß unsere
Lieben eines Tages wieder sie selbst sein würden.
Unsere Loyalität und der Wunsch, daß unsere Ehemänner den Kopf hoch tragen und wie andere Männer sein würden, haben zu allerlei Miseren geführt. Wir waren
selbstlos und selbstaufopfernd. Wir haben unzählige Lügen verbreitet, um unseren Stolz und den Ruf unserer Ehemänner zu schützen. Wir haben gebetet, gebettelt und
waren geduldig. Wir haben Boshaftigkeit verbreitet. Wir sind weggelaufen. Wir sind hysterisch gewesen. Wir sind vor Angst krank geworden. Wir haben Zuneigung gesucht. Wir haben
Liebesaffären mit anderen Männern gehabt, um uns zu rächen.
Unser Zuhause glich an vielen Abenden einem Schlachtfeld. Am nächsten Morgen haben wir uns geküßt und wieder vertragen. Unsere Freunde haben uns geraten, den Partner zu
verlassen, und wir haben das mit Entschlossenheit getan, nur um nach kurzer Zeit dann doch wieder zurückzukehren und weiter zu hoffen, immer nur hoffen. Unsere Männer haben
große heilige Eide geschworen, daß es mit der Trinkerei nun endgültig vorbei wäre. Wir haben ihnen noch geglaubt, wenn das kein anderer mehr
konnte oder wollte. Nach Tagen, Wochen oder Monaten war dann doch wieder die Hölle los.
Wir hatten selten Freunde zu Hause, denn wir wußten nie, in welchem Zustand oder zu welcher Zeit der Herr des Hauses erscheinen würde. Wir konnten kaum gesellschaftliche
Verpflichtungen eingehen. Bald waren wir so weit, daß wir fast allein lebten, ungewollt allein. Wenn wir irgendwohin eingeladen wurden, pflegten unsere Ehemänner immer
dermaßen viel zu trinken, daß sie den ganzen Abend verdarben. Wenn sie hingegen nichts tranken, machte ihr Selbstmitleid sie zu Spielverderbern.
Es gab keine finanzielle Sicherheit. Arbeitsplätze waren immer in Gefahr oder verloren. Nicht einmal ein Panzerwagen hätte die Lohntüte nach Hause bringen können. Das
Konto schmolz dahin wie ein Schneemann in der Sonne.
Es gab auch andere Frauen. Diese Entdeckung brach uns das Herz. Wie grausam war es, gesagt zu bekommen, sie verstünden unsere Männer, wir aber nicht!
An der Tür hatten wir Geldeintreiber, Gerichtsvollzieher, wütende Taxifahrer, Polizisten, Penner, Saufkumpane; ja, sogar ihre "Damen" brachten sie manchmal mit nach Hause -
unsere Partner dachten, wir wären nicht sehr gastfreundlich. "Spielverderberin, Meckerziege, Hausdrachen" - das sagten sie zu uns. Am nächsten Tag waren sie wieder bei sich, und
wir vergaben ihnen noch einmal und versuchten zu vergessen.
Wir haben versucht, die Liebe unserer Kinder zu ihrem Vater zu erhalten. Wir haben Notlügen benutzt, daß Vater krank sei, was der Wahrheit weitaus näher kam, als wir
ahnten. Sie schlugen die Kinder, traten die Türfüllungen ein, zertrümmerten das wertvolle Porzellan und rissen die Tasten aus dem Klavier. Inmitten
dieser Hölle liefen sie möglicherweise mit der Drohung weg, für immer zu einer anderen Frau zu gehen. Aus Verzweiflung haben wir uns selbst betrunken - der letzte Suff, um
aller Sauferei ein Ende zu machen. Das unerwartete Ergebnis war, daß das unseren Ehemännern anscheinend auch noch gefiel.
Vielleicht reichten wir an diesem Punkt die Scheidung ein und gingen mit den Kinder zu unseren Eltern nach Hause. Daraufhin wurden wir von den Schwiegereltern scharf kritisiert, weil wir
ihn verlassen hatten. Aber meist verließen wir ihn nicht. Wir blieben und blieben. Wenn unseren Familien der Ruin drohte, suchten wir uns schließlich selber Arbeit.
Als die Sauftouren immer dichter aufeinander folgten, begannen wir ärztlichen Rat einzuholen. Die alarmierenden körperlichen und geistigen Symptome, die Anfälle schwerer
Gewissensbisse, Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle, die unsere geliebten Männer überkamen - all das erschreckte und quälte uns. Wie Tiere in einer
Tretmühle haben wir geduldig und unermüdlich getreten. Jeder Versuch, Boden zu gewinnen, war vergeblich, und wir ließen uns danach erschöpft zurückfallen. Die
meisten von uns haben das bis ins letzte Stadium mit durchgemacht, bis zu den Einweisungen in Anstalten, Kliniken, Krankenhäuser und Gefängnisse. Manchmal endete es mit Schreien
im Delirium und Wahnsinn. Der Tod war oft nahe.
Unter solchen Bedingungen machten wir natürlich Fehler. Einige entstanden aus Ignoranz gegenüber dem Alkoholismus. Manchmal ahnten wir verschwommen, daß wir es mit kranken
Menschen zu tun hatten. Hätten wir die Natur der Alkoholkrankheit wirklich verstanden, dann hätten wir uns vielleicht anders verhalten.
Wie konnten Männer, die ihre Frauen und Kinder liebten, so gedankenlos, so gefühlskalt und so grausam sein. In solchen Menschen konnte keine Liebe
mehr sein, dachten wir. Und wenn wir gerade von ihrer Herzlosigkeit überzeugt worden waren, überraschten sie uns mit erneuten Vorsätzen und neuen Aufmerksamkeiten. Für
eine Weile waren sie so liebenswert wie früher. Aber bald darauf schlugen sie das neu errichtete Gerüst der Zuneigung wieder in Stücke. Wenn sie gefragt wurden, warum sie
wieder mit der Trinkerei angefangen hatten, kam als Antwort irgendeine dumme Entschuldigung oder überhaupt nichts. Es war so verwirrend, so herzzerreißend. Konnten wir uns in
den Männern, die wir geheiratet hatten, so sehr getäuscht haben? Wenn sie tranken, waren sie uns fremd. Manchmal waren sie so unzugänglich, daß es schien, als ob eine
große Mauer um sie herum gebaut wäre.
Und selbst, wenn sie ihre Familien nicht liebten, wie konnten sie sich selbst gegenüber so blind sein? Was war aus ihrem Urteilsvermögen geworden, ihrem gesunden
Menschenverstand und ihrer Willenskraft? Warum konnten sie nicht einsehen, daß die Trinkerei für sie der Untergang war? Wie kam es, daß sie zustimmten, wenn wir sie auf
diese Gefahren hinwiesen, und sich dann sofort wieder betranken?
Das sind einige der Fragen, die jeder Frau durch den Kopf schießen, wenn sie einen Alkoholiker zum Partner hat. Wir hoffen, daß dieses Buch einige davon beantwortet hat. Bis
hierher haben Sie vielleicht schon eingesehen, daß Ihr Partner in dieser seltsamen Welt des Alkoholismus gelebt hat, wo alles verzerrt und aufgebauscht ist. Sie spüren
sicherlich, daß er Sie mit seinem besseren Ich wirklich liebt. Natürlich gibt es da Dinge, die nicht zusammenpassen, aber fast in jedem Moment ist der Alkoholiker nur scheinbar
lieblos und rücksichtslos; das liegt meistens daran, daß er selbst so verwirrt und gekränkt ist und deshalb diese entsetzlichen Dinge sagt und tut.
Heute sind die meisten unserer Männer bessere Ehegatten und Väter als je zuvor.
Verdammen Sie Ihren alkoholkranken Partner nicht, egal was er sagt oder tut. Er ist lediglich ein sehr kranker und unvernünftiger anderer Mensch. Wenn Sie können, behandeln Sie
ihn, als hätte er eine Lungenentzündung. Wenn Sie sich über ihn ärgern, denken Sie daran, daß er sehr krank ist.
Bei dem eben Gesagten gibt es eine wichtige Ausnahme. Wir sind uns darüber klar, daß manche Menschen von Grund auf so böswillig sind, daß auch die größte
Geduld bei ihnen nichts nützt. Ein Alkoholiker mit solch einer Veranlagung wird Ihnen dieses Kapitel bald in mißbräuchlicher Absicht um die Ohren schlagen. Lassen Sie sich
nicht darauf ein. Wenn Sie sicher sind, daß er ein derartiger Typ ist, haben Sie wahrscheinlich das Gefühl, es wäre besser, ihn zu verlassen. Es ist sicher verkehrt, Ihr
eigenes Leben und das Ihrer Kinder durch ihn ruinieren zu lassen, besonders, wenn ihm der Weg offensteht, mit dem Trinken aufzuhören, sofern er wirklich den Preis dafür bezahlen
will.
Das Problem, mit dem Sie sich herumschlagen, fällt gewöhnlich unter eine von vier Kategorien:
Eins: Es kann sein, daß Ihr Partner nur ein starker Trinker ist. Möglicherweise trinkt er ständig oder nur vielleicht bei bestimmten Anlässen sehr
viel. Er gibt zuviel Geld für Schnaps aus. Er wird geistig und körperlich langsamer, aber er sieht es nicht ein. Manchmal ist er ein Unruhestifter für Sie und seine
Freunde. Er ist davon überzeugt, daß er mit Schnaps umgehen kann, daß sein Beruf das Trinken notwendigerweise mit sich bringt. Er wäre beleidigt, wenn man ihn einen
Alkoholiker nennen würde. Die Welt ist voll von Menschen wie ihm. Einige werden irgendwann weniger trinken oder ganz aufhören und andere wieder nicht. Von
denen, die weitermachen, werden viele nach einiger Zeit zu richtigen Alkoholikern.
Zwei:Ihr Partner zeigt fehlende Kontrolle. Er ist nicht in der Lage, eine gewisse Zeit auf Alkohol zu verzichten, selbst wenn er das will. Oft hat er sich überhaupt
nicht mehr in der Hand, wenn er trinkt. Er gibt zu, daß das stimmt, ist aber von der Idee besessen, daß er sich tatsächlich bessern wird. Er hat damit begonnen, mit oder
ohne Hilfe zu versuchen, sein Trinken einzuschränken oder zu unterlassen. Er verliert immer mehr Freunde. Sein Beruf leidet auch schon darunter. Manchmal ist er besorgt, und es wird
ihm bewußt, daß er nicht wie andere Leute trinken kann. Mitunter trinkt er morgens und auch tagsüber, um seine Nervosität unter Kontrolle zu halten. Nach schweren
Saufereien hat er Gewissensbisse und sagt Ihnen, daß er aufhören möchte. Aber wenn er den Kater überwunden hat, fängt er gleich wieder an, darüber
nachzudenken, wie er das nächste Mal gemäßigter trinken kann. Dieser Mensch ist in Gefahr. Er hat die Merkmale eines echten Alkoholikers. Vielleicht kann er seinen Beruf
noch einigermaßen gut ausüben. Er hat noch keineswegs alles ruiniert. Dazu sagen wir in unseren Kreisen: "Er will aufhören wollen."
Drei: Dieser Partner ist viel weiter heruntergekommen als Partner Nummer zwei. Obwohl er früher genau wie Nummer zwei war, wurde es bei ihm schlimmer. All seine
Freunde haben sich abgewandt, sein Zuhause gleicht einer Ruine, und er kann keinen Arbeitsplatz mehr halten. Vielleicht mußte schon der Arzt gerufen werden, und der elende Kreislauf
durch Kliniken und Krankenhäuser hat begonnen. Er gibt zu, daß er nicht wie andere Leute trinken kann, aber versteht nicht warum. Er klammert sich an die
Vorstellung, daß er doch noch einen Weg finden wird, sich anzupassen. Möglicherweise hat er den Punkt erreicht, wo er sich verzweifelt wünscht, aufhören zu
können, aber er schafft es nicht. Sein Fall wirft zusätzliche Fragen auf, und wir werden versuchen, diese für Sie zu beantworten. In einer derartigen Situation können
Sie recht zuversichtlich sein.
Vier:Vielleicht haben Sie einen Partner, an dem Sie vollkommen verzweifeln. Er wurde von einer Anstalt in die andere gebracht. Er ist gewalttätig oder absolut
wahnsinnig, wenn er betrunken ist. Manchmal trinkt er schon auf dem Rückweg vom Krankenhaus. Vielleicht hat er ein Delirium tremens gehabt. Die Ärzte schütteln die
Köpfe und geben Ihnen den Rat, ihn in eine geschlossene Anstalt bringen zu lassen. Vielleicht mußten Sie ihn bereits einsperren lassen. Doch dieses Bild ist wahrscheinlich
längst nicht so schwarz, wie es aussieht. Viele von unseren Ehemännern waren ebenso tief heruntergekommen. Trotzdem wurden sie gesund.
Lassen Sie uns nun auf Partner Nummer eins zurückkommen. Eigenartigerweise ist es oft schwer, mit ihm umzugehen. Er hat Freude am Trinken. Es beflügelt seine Phantasie. Nach ein
paar alkoholischen Getränken fühlt er sich seinen Freunden näher verbunden. Vielleicht trinken Sie selbst gern mit ihm, wenn er es nicht übertreibt. Sie haben
gemeinsam glückliche Abende verbracht, sie plauderten und tranken am Kamin. Vielleicht feiern Sie beide gern, und ohne Alkohol wäre das doch stumpfsinnig. Wir haben selbst
solche Abende genossen; wir hatten gemeinsam Spaß. Wir kennen alle den Alkohol als Schmiermittel für Geselligkeit. Der Alkohol hat durchaus seine Vorzüge, wenn man ihn
vernünftig gebraucht: So denken wir zwar nicht alle, aber zumindest einige von uns.
Gesetzt den Fall, Ihr Partner hat begonnen, Alkohol zu mißbrauchen. Dann heißt der erste Grundsatz zum Erfolg, daß Sie niemals ärgerlich sein sollten. Selbst wenn
Ihr Partner unerträglich wird und Sie ihn vorübergehend verlassen müssen, sollten Sie, wenn Sie können, ohne Groll gehen. Geduld und
Gutmütigkeit sind lebenswichtig.
Die nächste Regel heißt, daß Sie ihm niemals sagen sollten, was er hinsichtlich des Trinkens zu tun und zu lassen hat. Wenn er auf die Idee kommt, Sie seien eine
Nörglerin oder Spielverderberin, ist Ihre Chance gleich Null, irgend etwas Nützliches zu erreichen. Er wird das als Ausrede benutzen, um noch mehr zu trinken. Er wird Ihnen
sagen, daß Sie ihn falsch verstehen. Das führt nur zu einsamen Abenden für Sie. Er wird jemanden suchen, der ihn tröstet - nicht unbedingt einen anderen Mann.
Setzen Sie alles daran, daß das Trinken Ihres Partners nicht die Beziehungen zu Ihren Kindern oder Ihren Freunden zerstört. Sie brauchen Ihre Kameradschaft und Hilfe. Es ist
möglich, ein ausgefülltes und nützliches Leben zu führen, obwohl Ihr Partner weitertrinkt. Wir kennen Frauen, die unter diesen Umständen keine Angst haben und
sogar zufrieden sind. Hängen Sie nicht Ihr Herz daran, Ihren Partner umzukrempeln. Vielleicht sind Sie dazu auch gar nicht in der Lage, wie sehr Sie sich auch anstrengen.
Wir wissen, daß es nicht unmöglich ist, diesen Hinweisen zu folgen, jedenfalls können Sie sich viel Kummer ersparen, wenn es Ihnen gelingt, sie zu beachten. Ihr Partner
wird Ihre Vernunft und Ihre Geduld nach und nach zu würdigen wissen. Das kann zur Grundlage für eine offene und freundschaftliche Aussprache über sein Alkoholproblem
werden. Versuchen Sie, so lange zu warten, bis er das Thema selbst anschneidet. Geben Sie acht, daß Sie ihn während einer solchen Diskussion nicht kritisieren. Versuchen Sie
statt dessen, sich in seine Lage zu versetzen. Lassen Sie ihn spüren, daß Sie ihm helfen und nicht nörgeln wollen.
Wenn es zu einer Aussprache kommt, können Sie ihm empfehlen, dieses Buch zu lesen, oder wenigstens das Kapitel über Alkoholismus. Sagen Sie ihm, daß Sie sich Sorgen
gemacht haben, obwohl das vielleicht unnötig war. Sie seien jedoch der Ansicht, er sollte über die Sache besser Bescheid wissen. Denn jeder sollte sich über das Risiko im
klaren sein, das er eingeht, wenn er zuviel trinkt. Zeigen Sie sich zuversichtlich, was seine Kraft anbetrifft, mit dem Trinken aufzuhören oder sich zu mäßigen. Sagen Sie
ihm, daß Sie keine Zimtzicke sein wollen; Sie wünschen sich nur, daß er auf seine Gesundheit achtet. So werden Sie vielleicht erreichen, daß er sich für
Alkoholismus interessiert.
Wahrscheinlich hat er einige Alkoholiker unter seinen Bekannten. Sie könnten vorschlagen, daß Sie sich beide um sie kümmern. Trinker helfen gern anderen Trinkern. Ihr
Partner ist möglicherweise bereit, mit einem von ihnen zu sprechen, vielleicht bei einem Glas Wein.
Wenn diese Annäherungsversuche bei Ihrem Partner kein Interesse wecken, ist es besser, die Sache für eine Weile fallenzulassen. Doch nach einem freundschaftlichen Gespräch
wird Ihr Partner das Thema meist von selbst wieder aufgreifen. Das mag geduldiges Warten erfordern, aber es wird sich lohnen. In der Zwischenzeit können Sie versuchen, der Frau eines
anderen starken Trinkers zu helfen. Wenn Sie nach diesen Prinzipien handeln, hört Ihr Partner vielleicht auf zu trinken oder er mäßigt sich nach einer Weile.
Angenommen, die Beschreibung Nummer zwei trifft auf Ihren Partner zu. Auch hier sollten die gleichen Regeln wie bei Nummer eins angewandt werden. Aber nach seiner nächsten Sauftour
fragen Sie ihn, ob er wirklich endgültig mit dem Trinken aufhören würde. Bitten Sie ihn nicht, daß er es für Sie oder irgend jemand anders tun
möge. Fragen Sie nur, ob er wirklich möchte?
Mit großer Wahrscheinlichkeit möchte er. Zeigen Sie ihm Ihre Ausgabe dieses Buches und sagen Sie ihm, was Sie über Alkoholismus herausgefunden haben. Weisen Sie ihn darauf
hin, daß die Verfasser dieses Buches als Alkoholiker ein einzigartiges Verständnis haben. Erzählen Sie ihm einige der interessanten Geschichten, die Sie gelesen haben.
Wenn Sie meinen, daß er sich vor unseren spirituellen Mitteln zur Genesung scheut, bitten Sie ihn, sich das Kapitel über Alkoholismus anzuschauen. Das wird bei ihm vielleicht
so viel Interesse wecken, daß er weitermacht.
Wenn er begeistert ist, helfen Sie ihm, auch wenn Sie selbst vielleicht nicht allem, was wir sagen, zustimmen können. Wenn er unentschlossen ist oder denkt, er sei kein Alkoholiker,
dann lassen Sie ihn allein. Bedrängen Sie ihn niemals, unserem Programm zu folgen. Der Samen ist ihm ins Herz gepflanzt worden. Er weiß, daß es mehr als einhundert
Männer gibt, denen es genau wie ihm ging, und die genesen sind. Aber erinnern Sie ihn nicht daran, nachdem er getrunken hat, denn das wird ihn verärgern. Früher oder
später werden Sie wahrscheinlich erleben, daß er das Buch noch einmal liest. Warten Sie, bis wiederholtes Stolpern ihn davon überzeugt, daß er etwas tun muß,
denn je mehr Sie ihn antreiben, desto länger kann sich seine Genesung hinauszögern.
Wenn Sie einen Partner der dritten Kategorie haben, könnten Sie Glück haben. Weil Sie sicher sind, daß er aufhören will, können Sie mit diesem Buch zu ihm so
freudig gehen, als ob Sie das große Los gezogen hätten. Vielleicht wird er Ihre Begeisterung nicht teilen, aber er wird sicherlich das Buch lesen und vielleicht sofort ans
Programm gehen. Wenn nicht, werden Sie wahrscheinlich nicht lange warten müssen. Noch einmal, Sie sollten ihn nicht drängen. Lassen Sie ihn selbst
entscheiden. Sie können guten Mutes zusehen, wie er sich noch ein paar Mal betrinkt. Reden Sie nur dann über seinen Zustand oder dieses Buch, wenn er dieses Thema selbst
anspricht. In manchen Fällen kann es besser sein, wenn ihm der Hausarzt dieses Buch überreicht. Der Arzt kann auf ein Handeln drängen, ohne Feindseligkeit zu erwecken. Wenn
Ihr Partner sonst ein normaler Mensch ist, haben Sie in diesem Stadium gute Chancen.
Es wäre anzunehmen, daß Menschen der vierten Kategorie absolut hoffnungslose Fälle sind. Aber das ist nicht so. Vielen bei Alkoholiker Anonymus ging es ebenso schlecht.
Jeder hatte sie aufgegeben. Der Untergang schien sicher. Doch oft haben solche Menschen spektakuläre und kraftvolle Genesungsgeschichten.
Es gibt Ausnahmen. Manche Menschen sind durch Alkohol so stark geschädigt worden, daß sie nicht aufhören konnten. Es gibt auch Fälle, in denen der Alkoholismus durch
andere Krankheiten verschlimmert wird. Ein guter Arzt oder Psychiater kann Ihnen sagen, ob diese Komplikationen schwerwiegend sind. Auf jeden Fall sollten Sie zusehen, daß Ihr
Partner dieses Buch bekommt. Er könnte unter Umständen begeistert darauf reagieren. Wenn er bereits in einer Klinik ist, jedoch Sie und den Arzt überzeugen kann, daß
er es ernst meint, sollten Sie ihm eine Chance geben, unsere Methode auszuprobieren, es sei denn, der Arzt meint, daß seine geistige Verfassung zu anormal oder gefährlich sei.
Wir geben diese Empfehlung voller Zuversicht. Über Jahre haben wir uns um Alkoholiker in Anstalten gekümmert. Vor etwa einem Jahr entließ eine gewisse Landesklinik sechs
Alkoholiker. Es war mit größter Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß sie alle nach ein paar Wochen wieder eingeliefert würden. Nur einer von ihnen
kehrte zurück. Die anderen hatten keinen einzigen Rückfall. Die Kraft Gottes geht in die Tiefe!
Sie könnten sich auch in der entgegengesetzten Situation befinden. Vielleicht haben Sie einen Partner, der auf freiem Fuß ist, obwohl er in eine Anstalt gehört. Manche
Menschen können oder wollen nicht vom Alkoholismus loskommen. Wenn Sie zu gefährlich werden, ist es unserer Ansicht nach das Beste, wenn sie in eine geschlossene Anstalt
gebracht werden. Die Frauen und Kinder eines solchen Mannes leiden schrecklich, jedoch nicht mehr als der Betroffene selbst.
In der Regel ist eine Anstalt ein trüber Ort, und mitunter ist das für die Genesung nicht förderlich. Es ist schade, daß chronische Alkoholiker oft mit dem Wahnsinn
ringen müssen. Wir hoffen, daß unsere Gruppe eines Tages dabei behilflich sein kann, diesen Umstand zu ändern. Viele der Ehepartner verbringen mühselige Jahre in
Kliniken. Obwohl uns das mehr widerstrebt als den meisten anderen Leuten, schlagen wir manchmal vor, daß unsere Partner dorthin kommen. Natürlich sollte immer ein guter Arzt
zur Beratung hinzugezogen werden.
Aber manchmal müssen Sie ein ganz neues Leben anfangen. Wir kennen Frauen, die das getan haben. Wenn solche Frauen unsere Lebensweise annehmen, wird der Weg einfacher.
Wenn Ihr Partner ein Trinker ist, machen Sie sich wahrscheinlich Sorgen, was andere Leute darüber denken. Sie hassen es, Ihre Freunde zu treffen. Sie ziehen sich mehr und mehr in
sich selbst zurück. Sie denken, alle reden über die Zustände bei Ihnen zu Hause. Sie meiden das Thema Trinken, sogar bei Ihren eigenen Eltern. Sie wissen nicht, was sie
Ihren Kindern sagen sollen. Wenn es Ihrem Partner schlecht geht, werden Sie zu einer zitternden Einsiedlerin und wünschen sich, daß das Telefon nie erfunden worden wäre.
Wir finden, daß die meisten dieser Unannehmlichkeiten unnötig sind. Es ist nicht nötig, daß Sie ausführlich über Ihren Partner sprechen, aber Sie
können ruhig Ihre Freunde wissen lassen, worin das Problem besteht. Sie müssen jedoch darauf achten, daß Sie ihn nicht in Verlegenheit bringen oder ihm
weh tun.
Wenn Sie diesen Leuten vorsichtig erklärt haben, daß er ein kranker Mensch ist, dem kein größerer Vorwurf zu machen ist als anderen Menschen, die besser mit dem
Schnaps umgehen können, dann werden Sie eine bessere Atmosphäre geschaffen haben. Barrieren, die zwischen Ihnen und Ihren Freunden entstanden sind, werden verschwinden, wenn das
einfühlsame Verständnis der anderen wächst. Sie werden nicht länger befangen sein oder das Gefühl haben, sich entschuldigen zu müssen, als ob Ihr Partner ein
Charakterschwächling wäre. Er ist wahrscheinlich alles andere als das. Ihr neuer Mut, Ihre Gutmütigkeit und Unbefangenheit werden in Ihren Beziehungen zur Umwelt Wunder
wirken.
Die gleichen Prinzipien gelten für den Umgang mit Ihren Kindern. Falls sie nicht vor ihrem Vater geschützt werden müssen, ist es am besten, keine Partei zu ergreifen, wenn
er sich während des Trinkens irgendwie mit ihnen streitet. Benutzen Sie Ihre Energien, um ein besseres häusliches Klima zu schaffen. Dann wird die furchtbare Spannung
vermindert, die im Heim eines jeden Problemtrinkers herrscht.
Häufig haben Sie sich verpflichtet gefühlt, dem Arbeitgeber und den Freunden Ihres Partners zu erzählen, daß er krank wäre. In Wirklichkeit war er jedoch
betrunken. Vermeiden Sie die Beantwortung solcher Fragen, so oft Sie können. Überlassen Sie nach Möglichkeit Ihrem Partner das Erklären. Ihr Wunsch, ihn zu
schützen, sollte kein Grund dafür sein, daß Sie andere Menschen belügen, wenn diese ein Recht darauf haben, zu erfahren, wo er ist und was er tut. Sprechen Sie sich
mit ihm darüber aus, wenn er nüchtern ist und gute Laune hat. Bitten Sie ihn, zu versprechen, daß er Sie nicht erneut in eine solche Lage bringt. Aber achten Sie darauf,
daß Sie nicht noch wegen der letzten Vorkommnisse ärgerlich sind.
Es gibt noch eine andere lähmende Angst. Sie befürchten, daß Ihr Partner seinen Arbeitsplatz verlieren wird. Sie denken an die Entwürdigung und an die schweren
Zeiten, die Ihnen und Ihren Kindern bevorstehen. Vielleicht müssen Sie diese Erfahrung machen. Oder vielleicht haben Sie das auch schon einige Male durchgemacht.
Betrachten Sie es in einem anderen Licht, wenn es wieder geschehen sollte. Vielleicht wird es sich als Segen erweisen! Möglicherweise bringt es Ihren Partner zu der Überzeugung,
daß er für immer mit dem Trinken aufhören will. Und Sie wissen jetzt, daß er aufhören kann, wenn er den Wunsch hat. Mit der Zeit wurde dieses scheinbare
Unglück ein Segen für uns, denn es erschloß uns einen Pfad, der zu der Entdeckung Gottes führte.
An anderer Stelle haben wir bereits darauf hingewiesen, wieviel besser das Leben ist, wenn wir auf einer spirituellen Grundlage leben. Wenn Gott das uralte Rätsel des Alkoholismus
lösen kann, so kann Er auch Ihre Probleme lösen. Wir Frauen merkten, daß wir wie jeder Mensch von Stolz, Selbstmitleid und Eitelkeit heimgesucht wurden, und auch von all
den anderen Dingen, die eine egozentrische Persönlichkeit ausmachen. Außerdem waren wir auch nicht über Selbstsucht und Unaufrichtigkeit erhaben. Als aber unsere
Männer anfingen, spirituelle Prinzipien in ihrem Leben zu praktizieren, wurde in uns der Wunsch geweckt, das ebenso zu tun.
Zuerst glaubten einige von uns nicht, daß wir diese Hilfe nötig hätten. Wir dachten, alles in allem waren wir recht gute Ehefrauen und wenn unsere Ehepartner mit dem
Trinken aufhören würden, wären wir dazu fähig, noch netter zu werden. Aber es war ein dummer Gedanke, zu meinen, daß wir zu gut wären, um Gott zu
benötigen. Jetzt versuchen wir, in allen Bereichen unseres Lebens spirituelle Prinzipien wirken zu lassen. Wenn wir das tun, merken wir, daß es auch unsere eigenen Probleme
löst: Es ist eine wunderbare Sache, wenn Furcht, Kummer und verletzte Gefühle allmählich verschwinden. Wir raten Ihnen dringend, unser Programm auszuprobieren, denn nichts
wird Ihrem Partner mehr helfen als Ihre von Grund auf veränderte Haltung ihm gegenüber, die Gott Ihnen zeigen wird. Wenn es Ihnen irgend möglich ist,
dann gehen Sie diesen Weg mit Ihrem Partner gemeinsam.
Wenn Sie und Ihr Partner eine Lösung für das bedrückende Trinkproblem finden, werden Sie beide sicher sehr froh sein. Aber nicht alle Probleme werden sich sofort
lösen. Der Samen hat in neuem Boden angefangen zu keimen, aber das Wachstum hat gerade erst begonnen. Trotz Ihres neugefundenen Glücks wird es Höhen und Tiefen geben. Viele
der alten Probleme werden Sie immer noch haben. So muß das auch sein.
Glaube und Aufrichtigkeit werden bei Ihnen beiden auf die Probe gestellt werden. Sie müssen diese Prüfungen als Teil Ihrer Erziehung betrachten, denn so werden Sie das Leben so
zu leben lernen, wie es eigentlich für sie vorgesehen war. Sie werden Fehler machen, aber wenn Sie ernsthaft dabei sind, werden Sie sich durch die Fehler nicht herunterziehen lassen.
Statt dessen werden Sie Nutzen daraus ziehen. Wenn Sie die Fehler überwunden haben, wird eine bessere Lebensweise zum Vorschein kommen.
Einige der Hindernisse, die Ihnen im Weg stehen, sind Ärger, verletzte Gefühle und Groll. Ihr Partner wird manchmal unvernünftig sein, und Sie werden ihn kritisieren
wollen. Aus einer kleinen Wolke am häuslichen Horizont können sich schnell große Gewitterwolken des Streites zusammenbrauen. So ein Familienkrach ist sehr gefährlich,
besonders für Ihren Partner. Oft müssen Sie es auf sich nehmen, Diskussionen zu vermeiden oder sie unter Kontrolle zu halten. Vergessen Sie niemals, daß Groll ein
tödliches Risiko für einen Alkoholiker ist. Das soll nicht heißen, daß Sie Ihrem Partner immer zustimmen müssen, wenn es eine echte Meinungsverschiedenheit
gibt. Achten Sie nur darauf, daß sie nicht mit nachtragender oder kritischer Gesinnung widersprechen.
Sie und Ihr Partner werden feststellen, daß Sie beide ernste Probleme besser lösen können als die alltäglichen. Wenn Sie das
nächste Mal eine heiße Diskussion haben, egal worüber, sollten Sie darin wetteifern, wer als erster lächelt und sagt: "Jetzt wird es ernst. Es tut mir leid, daß
ich mich aufgeregt habe. Wir wollen später darüber sprechen." Wenn Ihr Partner versucht, auf einer spirituellen Grundlage zu leben, wird er auch nach besten Kräften
versuchen, Meinungsverschiedenheiten oder Streit zu vermeiden.
Ihr Partner weiß, daß er Ihnen mehr verdankt als seine Nüchternheit. Er will wiedergutmachen. Aber Sie dürfen nicht zuviel erwarten. Sein Denken und Handeln sind
jahrelange Gewohnheiten. Ihre Losungsworte heißen Geduld, Toleranz, Verständnis und Liebe. Zeigen Sie ihm diese Dinge in Ihrem Herzen, und sie werden von ihm widergespiegelt
werden. Die Regel heißt: Leben und leben lassen. Wenn Sie beide die Bereitschaft zeigen, die eigenen Fehler zu korrigieren, wird es kaum nötig sein, einander zu kritisieren.
Wir Frauen tragen ein Bild des idealen Mannes in uns, der Typ, den wir gern als Partner hätten. Es ist die natürlichste Sache der Welt, wenn wir erwarten, daß er nun
unserer Traumvorstellung entsprechen wird, sobald sein Alkoholproblem gelöst ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das nicht der Fall sein, denn genau wie Sie steht auch er am
Anfang seiner Entwicklung. Seien Sie geduldig!
Ein weiteres Gefühl, dem wir wahrscheinlich nachhängen, ist eine Art Groll, daß wir unseren Partner nicht mit Liebe und Loyalität vom Alkoholismus heilen konnten. Uns
gefällt der Gedanke nicht, daß der Inhalt eines Buches oder die Arbeit von anderen Alkoholikern in wenigen Wochen das vollendet hat, wofür wir jahrelang gekämpft
hatten. In solchen Momenten vergessen wir, daß Alkoholismus eine Krankheit ist, der wir machtlos gegenüber stehen mußten. Ihr Partner wird der erste
sein, der sagt, daß es Ihre Hingabe und Fürsorge waren, die ihn an den Punkt brachten, an dem er eine spirituelle Erfahrung machen konnte. Ohne Sie wäre er schon
längst zugrunde gegangen. Wenn übelnehmerische Gedanken aufkommen, halten Sie inne und machen Sie sich klar, wieviel Gnade Ihnen widerfahren ist: Schließlich ist Ihre
Familie wieder vereint, der Alkohol kein Problem mehr, und Sie und Ihr Partner arbeiten gemeinsam auf eine nie erträumte Zukunft hin.
Und es gibt noch eine Schwierigkeit: Sie könnten eifersüchtig werden, weil er seine Aufmerksamkeit anderen Menschen schenkt, besonders Alkoholikern. Wie sehr haben Sie sich nach
seiner Gesellschaft gesehnt, und jetzt verbringt er viele Stunden damit, anderen Alkoholikern und deren Familien zu helfen. Sie haben das Gefühl, er sollte jetzt Ihnen gehören.
Tatsache ist jedoch, daß er die Arbeit mit anderen braucht, um seine eigene Nüchternheit zu erhalten. Manchmal wird er so engagiert sein, daß er sie wirklich zu
vernachlässigen beginnt. Ihr Haus ist voller Fremder. Vielleicht mögen Sie einige von ihnen nicht. Er interessiert sich für die Sorgen anderer, aber für Ihre eigenen
überhaupt nicht. Es wird nichts nützen, wenn Sie ihn darauf hinweisen und mehr Aufmerksamkeit für sich fordern. Es wäre tatsächlich ein Fehler, seine Begeisterung
für die Arbeit mit Alkoholikern zu dämpfen. Sie sollten ihm bei seinen Anstrengungen Gesellschaft leisten, so gut Sie können. Widmen Sie Ihre Aufmerksamkeit den Frauen
seiner neuen Alkoholiker-Freunde. Diese Frauen brauchen den Rat und die Liebe einer Frau, die das gleiche durchgemacht hat wie Sie.
Es stimmt wahrscheinlich, daß Sie und Ihr Partner zu viel allein gelebt haben, denn die Trinkerei isolierte uns fast alle. Deshalb brauchen Sie neue Interessen
und einen echten Grund zum Leben ebenso sehr wie Ihr Partner. Wenn Sie mitarbeiten, anstatt sich zu beklagen, werden Sie merken, daß seine Euphorie langsam abklingen wird. In Ihnen
beiden wird ein neues Verantwortungsgefühl für andere erwachen. Sie und Ihr Partner sollten mehr daran denken, was sich ins Leben einbringen läßt, anstatt daran,
wieviel Sie dabei herausholen können. Wenn Sie so handeln, wird Ihr Leben unweigerlich erfüllter werden. Sie werden Ihr altes Leben verlieren, um ein viel besseres zu
finden.
Vielleicht wird Ihr Partner einen guten Anfang auf dieser neuen Grundlage machen, aber wenn alles gerade wunderschön zu laufen scheint, enttäuscht er Sie und kommt betrunken
nach Hause. Wenn Sie davon überzeugt sind, daß er wirklich mit dem Trinken aufhören will, brauchen Sie sich nicht aufzuregen. Obwohl es natürlich besser wäre,
wenn er überhaupt keinen Rückfall hätte, wie das bei vielen von uns der Fall war, ist es in manchen Fällen gar nicht so schlecht. Ihr Partner wird sofort einsehen,
daß er seine spirituellen Aktivitäten verdoppeln muß, wenn er überleben will. Wenn er diesen Standpunkt einnimmt, wird ihm der Rückfall helfen. Sie brauchen ihn
nicht an seine spirituelle Unzulänglichkeit zu erinnern - er wird sie kennen. Muntern Sie ihn auf und fragen Sie ihn, wie Sie ihm noch mehr helfen können.
Sogar Ihr Ekel muß weichen. Das geringste Anzeichen von Furcht oder Intoleranz Ihrerseits wird die Genesungschancen Ihres Partners vermindern. In einem schwachen Augenblick
könnte er Ihre Abneigung gegen seine angehimmelten Freunde als eine seiner wahnsinnig lächerlichen Ausreden hernehmen, um wieder zu trinken.
Versuchen Sie auf keinen Fall, sein Leben für ihn auszurichten, etwa um ihn vor der Verlockung abzuschirmen. Der feinste Eingriff von Ihrer Seite, um seine
Verabredungen oder Angelegenheiten zu steuern, damit er nicht in Versuchung kommt, wird von ihm bemerkt werden. Geben Sie ihm das Gefühl, daß es ihm absolut frei steht, zu
kommen und zu gehen, wie es ihm gefällt. Das ist wichtig. Fühlen Sie sich nicht schuldig, wenn er sich betrinkt. Entweder hat Gott ihrem Partner das Alkoholproblem abgenommen
oder nicht. Wenn nicht, sollte es lieber so schnell wie möglich herausgefunden werden. Dann können Sie und Ihr Partner direkt zum Kern der Sache kommen. Wenn ein erneuter
Rückfall vermieden werden soll, dann legen Sie das Problem in Gottes Hand und alles andere dazu.
Wir merken, daß wir Ihnen viele Richtlinien und Ratschläge gegeben haben. Es mag Ihnen wie eine Moralpredigt erscheinen. Wenn das so ist, tut es uns leid, denn auch wir
mögen keine Leute, die uns eine Moralpredigt halten. Aber was wir berichtet haben, basiert auf Erfahrungen, manchmal sehr schmerzlichen Erfahrungen. Wir mußten diese Dinge auf
die harte Tour lernen. Nur deshalb sind wir darauf bedacht, daß Sie uns verstehen, damit Sie diese unnötigen Fehler nicht zu wiederholen brauchen.
So, nun sagen wir für Sie alle dort draußen, die Sie vielleicht schon bald zu uns gehören: "Viel Glück und Gott segne Euch!"
[Im Buch: Abbildung aus dem Original-Manuskripts von 1938]
[Im Buch: Abbildung aus dem Original-Manuskripts von 1938]
Stand: 27. Juni 1997
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