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Burkhard Czarnetzki
Eintrachtweg 9
30173 Hannover

Gesprächsbericht

Im September 1996 bat mich Herr M... aus 61440 Oberursel, am Mittwoch dem 18.9.1996 etwa 16 Uhr einem Gespräch mit einem gewissen Herbert T. aus Eschborn beizuwohnen. Mir war bekannt, dass es Unstimmigkeiten zwischen dem allgemeinen Dienstbüro der Anonymen Alkoholiker und Herrn M... gab, die sich auf die Art und Weise bezogen, in der Herr M... seinen freiwilligen Arbeitsbeitrag zur Suchthilfe im Rahmen des AA-Programmes leistete. Herr M... hatte auf Betreiben des GDA/AA e.V. im August 96 Hausverbot für einige AA-Meetings in Bad Homburg und Oberursel bekommen. Außerdem waren von den Anonymen Alkoholikern deutscher Sprache sowie von der AA Blaues Buch Studiengruppe, BBSG, herausgegebene Schriften Gegenstand von Auseinandersetzungen. Herr T. wollte, wie es hieß, in dieser Angelegenheit schlichten. An dem Gespräch nahmen neben Herrn T., noch Herr M..., Herr Klaus M. aus Eschborn, Ulli Alzenau, ich und Frau K... von der Ökumenischen Sozialstation Kronberg teil.

Herr T. gab sich in dem "Gespräch" als beauftragter Sprecher des AA e.V. aus. Mir war bekannt, daß er zuvor der offizielle Sachbearbeiter für bundesweite Öffentlichkeitsarbeit der Anonymen Alkoholiker war.

Zu meiner Überraschung war dann jedoch von Schlichtung keine Rede, und auch das Wort "Gespräch" setze ich hier in Anführungszeichen, da es sich beinahe ausschließlich um einen Monolog des Herrn T. handelte, der die anderen Gesprächsteilnehmer kaum zu Wort kommen ließ. Herr T. machte auf mich einen gehetzten Eindruck und unterstützte seine Worte mit Drohgebärden (drohender Zeigefinger, in der Luft geballte Fäuste). Seinen Ausführungen zufolge schien er die Erfolge in der Suchthilfe, soweit die Gemeinschaft der AA solche seinerzeit zu verzeichnen hatte, zu großen Teilen seinem persönlichen Einsatz zuzurechnen. Ebenso schien er geradezu fanatisch von einer Art "Feindbild" besessen zu sein. Ich erinnere mich an seine Formulierung "Alles was wir aufgebaut haben, wollt ihr nun wieder zerstören," Es handelte sich in meinen Augen also keineswegs um einen "Schlichtungsversuch", sondern Herr T. trug lediglich eine lange Reihe von Vorwürfen und Drohungen vor. Als Beispiel erfolgreicher Ausgrenzung aus AA führte er den "Freiwillige Suchtkrankenhilfe e.V." an und übergab Unterlagen, in denen er handschriftlich einige Vorstandsmitglieder als AA gekennzeichnet hatte.

Ebenfalls befremdend bemerkte ich, daß er laufend teils Herrn M..., teils pauschalisierend allen anderen Gesprächsteilnehmern, konjunktivisch Aussagen unterstellte (etwa: "Wenn wir sagen würden, wir geben euch unsere Literaturlisten, die könnt ihr versenden, dann wurdet ihr ja sagen, nein das machen wir nicht..."), um wenig später dies wie tatsächliche Aussagen für seine Argumentation zu verwenden (etwa: "Ihr habt ja selbst gesagt, das macht ihr nicht"). Schlichtweg hatte ich Zweifel, ob Herr T. in der Lage war, zwischen seinen persönlichen Phantasien und der Realität zu unterscheiden.

Herr T. wies mich darauf hin, daß ich nach meiner Rückkehr in Hannover einen Brief des Vereinsvorstandes vorfinden wurde, den er mir dringend zu beantworten anriet. Dieser Brief (s. Anlage) kam dann auch, und zwar zu meiner Überraschung entgegen dem üblichen Verfahren, per Einschreiben, und mit vollständigem Absender der Anonymen Alkoholiker. Darüber war ich sehr empört, da dies meine persönliche Anonymität als Alkoholiker in der Öffentlichkeit brach und in meinen Augen eine Verletzung der therapeutischen Schweigepflicht darstellte.

Ich erinnere mich noch klar an die eindeutige Aussage, die Herr T. gegenüber Herrn M... bei der Verabschiedung nach dem "Gespräch" äußerte, deren Inhalt unmißverständlich lautete: "Wenn du dich nicht an unsere Vorgaben hältst, dann werden wir dich psychisch und materiell zu Grunde richten!"

gez.
Burkhard Czarnetzki, Hannover, den 28. Februar 2000

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